07 - Spaziergänge
Josefov, die frühere Judenstadt erstreckt sich am rechten Moldauufer, umschlossen von der Altstadt. Eine Achse durch das Stadtviertel bildet die Pariser Straße (Pařížská), die vom Altstadtring zu der Čech-Brücke führt.
Der Spazierweg beträgt ca. 1,5 - 2 km. Die Besichtigung beginnt am Altstadtring - Staroměstské náměstí zu dem man am besten vom Wenzelsplatz - Můstek zu Fuß gelangt oder mit der Metro-Linia A eine Station fährt.
Von der Metrostation gehen wir rechts durch die Kaprova zum Franz Kafka Platz, an der St.Nikolaus-Kirche vorbei bis zur Pariser Str. - Pařížská, unserem Ausgangspunkt.
Durch die Pařížská gehen wir bis zur der Altneu-Synagoge, hier biegen wir links ein und gehen bis zum Alten jüdischen Friedhof, wo wir an der Kasse in der Klaus-Synagoge die Besichtigung-Tickets für alle oder nur die ausgesuchten Objekte kaufen. Hier ist zwar die Zeremonie-Halle des Friedhofs aber kein Eingang.
Wir gehen wieder zurück in Richtung Pařížská, besichtigen das Jüdische Rathaus, die Hohe Synagoge und die Altneu Synagoge. Durch die Meisselstraße gehen wir bis zu der Meisel-Synagoge, dann zurück nur bis zur Breiten Gasse - Široká. Hier links eingebogen, kommen wir zu der Pinkas-Synagoge. Hier ist dann auch der Eingang zum Alten jüdischen Friedhof. Den Fridhof verlassen wir an der Zeremonie-Halle.
Jetzt müssen wir wieder zurück zu der Pařížská, rechts und gleich wieder links in die Breitengasse - Široká und kommen zu der katholischen Hlg.Geist-Kirche und zum Franz Kafka Denkmal. Hier besuchen wir die Spanische Synagoge und gehen dann wieder zurück zur Pařížská, rechts bis zum Altstadtring und nochmals rechts bis zu der Metro-Station Staroměstská.
Mit der Metro (Linie A) fahren wir bis zur Haltestelle Želivského, die sich direkt vor dem Eingang des Neuen jüdischen Friedhof befindet. Auf dem Friedhof finden wir u.a. auch das Grab des Schriftstellers Franz Kafka.Mit der Metro fahren wir wieder zurück und steigen am Muzeum aus. Hier gehen wir in Richtung Hauptbahnhof und biegen links in die Jeruzalémská ein. Nach ein Paar Schritten erreichen wir die Jeruzalem-Synagoge. Nach der Besichtigung geht es zurück zum Wenzelsplatz, unserem Ausgangspunkt.
Juden kamen nach Prag etwa 850 n.Chr. vorwiegend aus Litauen und Moskowien als Vertriebene durch die heranrückenden Wenden. Mit Genehmigung des tschechischen Fürsten Hosivit, Vater des Gründers der Prager Burg Bořivoj, siedelten sie sich unterhalb der Burg Vyšehrad an. Aber auch unterhalb der Prager Burg entstand etwa auf dem Gebiet der heutigen Kleinseite eine jüdische Ansiedlung.
Juden waren hauptsächlich Händler und Kaufleute und entsprechend vorwiegend vermögend.
Sie standen unter dem Schutz des jeweiligen Herrschers, waren aber damit sein Eigentum und von ihm abhängig.
Das Prager Ghetto entstand unter Herzog Bořivoj etwa ab 907 n.Chr. auf dem rechten Ufer der Moldau. Um die Juden vor den häufigen Übergriffen der christlichen Bevölkerung zu schützen, erlaubte ihnen König Vladislav II. nach 1150 die Errichtung von Schutzmauern und Zugangstoren zu der Judenstadt und die Aufnahme des tschechischen zweischweifigen Löwen in ihr Wappen.
Es entwickelte sich eine der größten und reichsten jüdischen Gemeinden in Europa. Es wurden viele Synagogen innerhalb des Ghettos erbaut, ein Rathaus und ein Friedhof. Da eine Erweiterung des Friedhofs aus Platzgründen unmöglich war, wurden Begräbnisse übereinander ohne Sarg durchgeführt und die Grabsteine neben- und hintereinander aufgestellt.
Der Bau der ersten und damit heute der ältesten noch stehenden Synagoge aus Stein, der Altneuschul wurde 929 n.Chr. beschlossen (4690 nach dem jüdischen Kalender) und 931 eingeweiht.
Einer der berühmtesten Vorsteher der Gemeinde war der Hofbankier Mordechei Maisel, einer der reichsten Männer Prags. Er ließ 1568 die Hohe Synagoge, um 1592, die nach ihm benannte Maisel-Synagoge, das jüdische Rathaus, ein Spital, eine Mikwe (Badehaus) und ein Armenhaus aus eigenen Mitteln bauen und die Straßen der Judenstadt pflastern.
Die schillerndste Gestalt der Judenstadt ist aber Rabbi Jehuda Löw ben Bezalel, der vom Kaiser Rudolf II. 1592 von Posen nach Prag berufen wurde.Hier wurde er bis zu seinem Tod Oberrabbiner der Judenstadt. Er soll der Sage nach, einen künstlichen Menschen zum Schutz der Judenstadt gegen die christliche Bevölkerung aus Lehm erschaffen haben – den Prager Golem.
Der Schutz der Herrscher war jedoch nicht durchgehend, sondern auch von Verfolgungen und Vertreibungen unterbrochen. Fast alle 200 Jahre wurden die Juden des Landes verwiesen und wieder berufen bzw. geduldet.
1850 wurde das Viertel umbenannt in Josefstadt, nach Kaiser Joseph II., der die Juden mit dem Toleranzpatent 1781 gefördert hatte. Die Juden erhielten Bürgerrechte und konnten sich überall in der Stadt niederlassen. Alle wohlhabenden Juden verließen das Ghetto, wo die Häuser langsam verfielen und auch von ärmlichen Nichtjuden bewohnt wurden.
Das Ghetto wurde zwischen 1893 und 1913 abgerissen, neu bebaut und als Stadtteil eingegliedert. Die Synagogen und das Rathaus wurden verschont, sonst erinnert nichts mehr an die einstige Judenstadt. Während der Assanierung des verslumten Ghettos wurden drei alte Synagogen, die Zigeunersynagoge, die Großenhof-Synagoge und die Neue Synagoge, abgerissen.
Als Ersatz wurde eine neue Synagoge 1904-1906 in der Jerusalemstr.7 - Jeruzalémská 7 (in der Nähe des Hauptbahnhofs) nach einem Plan von Wilhelm Stiassny aus Wien realisiert, der einen Bau in maurischen und orientalischen Stilformen vorsah. Die Einweihung fand am 16. September 1906 zum 50-jährigen Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph, daher die Benennung Jubiläumssynagoge, später Jerusalemsynagoge.
Franz Kafka (*3.7.1883,+3.6.1924), berühmter jüdischer Schriftsteller in deutscher Sprache, ist auf dem Neuen Jüdischen Friedhof im Stadtteil Žižkov , dem größten jüdischen Friedhof in Prag, beerdigt.
Den Friedhof erreicht man mit der Metro A vom Altstadtring bis Haltestelle Želivského.
Unter dem Menü-Punkt "Ausflüge" ist auch ein Ausflug nach Theresienstadt, zu der KZ-Gedenkstätte beschrieben.
Egon Erwin Kisch, (*29.4.1885,+31.3.1948) als der rasende Reporter bekannt, war ebenfalls ein jüdischer Schriftsteller und journalist in deutscher Sprache. Er wurde auf dem Vinohradský-Friedhof im Stadteil Vinohrady - Weinberge bestattet.
Die Naziverfolgung vernichtete die jüdische Gemeinde Prags fast vollständig.Von den ca. 82.000 Juden im ganzen Protektorat (besetztes Tschechien und Mähren) überlebten nur rund 12.000 den Holocaust von denen viele nach Israel auswanderten. In Tschechien leben derzeit nur noch ca. 3.900 Juden. In Josefov lebten 2013 insgesamt nur 1.387 Einwohner.
Geschichte der Juden in Tschechien.
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