Eine mehr als tausendjährige Nachbarschaft
Böhmen ist an sich keine Bezeichnung für das tschechische Volk, vielmehr ein Name für das Gebiet, das sie etwa ab dem 6. Jahrhundert bewohnen.
Der Name geht auf die lateinische Bezeichnung des ca. 500 v.Chr. hier lebenden keltischen Stammes der Bojer (Boiohaemum = Heim der Böhmen). Auf dem Gebiet des heutigen Mähren leben die Cotiner. Die Kelten werden ca. um 100 v. Chr. von den Markomannen und im Osten von den Quaden vertrieben und die wiederum ca. 600 Jahre später von den Hunnen. Ihre Vormachtstellung wird ca. im 6. Jahrhundert n. Chr. von den Awaren übernommen, die jedoch dann mehr und mehr durch die einfallenden Slawen verdrängt werden.
Die Böhmer sind also alle Völker, die dieses Gebiet seither bewohnt haben.
Die Tschechen
Etwa im 6.Jh. zieht ein slawischer Stamm in das böhmische Gebiet ein und läßt sich in der Nähe des heutigen Prags nieder. Nach seinem Anführer Čech nennen sie sich Tschechen.
Im 7.Jh. gehören sie und die Mährer (die heute mit zu den Tschechen gezählt werden) zu dem westlawischen
Reich des Samo.
Aus diesem Reich entsteht im 10.Jh. das Großmährische Reich, aus dem das
tschechische Staatsgebilde hervorgeht und ein Bestandsteil des Heiligen Römischen Reiches wird.
Bis zum Jahr 1620 (Schlacht am Weißen Berg) sind sie weitestgehend unabhängig.
Nach der Zugehörigkeit zu der Monarchie Österreich-Ungarn und der Herrschaft der Habsburger erlangen Tschechen ihre Unabhängigkeit erst 1918 mit der Gründung der
Tschechoslowakei.
Die Freiheit währt leider nicht lang. 1939 - 1945 müssen sie die Grausamkeit der Nazi-Herrschaft und 1948 - 1989 die kommunistische Diktatur erdulden.
Erst 1989 können sie sich durch die s.g. Samtene Revolution von der kommunistischen Herrschaft befreien. Die Föderation der Tschechen und Slowaken wird 1992 auf Wunsch der Slowaken friedlich aufgelöst und am 16. Dez. 1992 die heutige Tschechische Republik gegründet.
Die tschechische Geschichte
In erster Linie ist es die Geschichte des tschechischen Volkes, zu dem auch die Mährer zu zählen sind. Dazu gehört das Bewustsein der eigenen Identität und Zusammengehörigkeit, der gemeinsamer historischer Ursprung, die gemeinsame Entwicklung und die gemeinsame Sprache.
Es ist aber auch die Geschichte des geographischen Gebietes, das die Tschechen bewohnen und auch der darin lebenden Angehörigen anderer Völker. Die Geschichte der Gebiete, die im Laufe der Zeit dazu kamen und wieder verloren gegangen sind.
Weiter ist es die Geschichte des tschechischen Staates, der Formen, der Veränderungen, der Machtstellung, der Abhängigkeit und des Drangs nach Freiheit.