06 - Spaziergänge
Das Gebiet der heutigen Altstadt war schon im Altertum besiedelt. In einer Chronik wird bereits Ende des 9.Jh. von einer Holzbrücke über die Moldau berichtet, die durch Hochwasser 939 vernichtet wurde. Im 10.Jh. war Prag bereits das Zentrum des Přemysliden-Staates. Die erste Steinbrücke über die Moldau und damit zur Burg, wurde 1172 eingeweiht und nach der Gemahlin des Königs Vladislav II. als Judith-Brücke benannt. Praha war an sich die Bezeichnung für die Burg an der linken Moldauseite.
Die heutige Altstadt erhielt Stadtrecht in den Jahren 1232-34 und die rechtlich eigenständige Havelstadt innerhalb der Altstadt wurde 1287 integriert. Die befestigte Stadt am rechten Moldau-Ufer, wurde durch den Wassergraben, der entlang der Befestigungsmauern verlief, quasi zu einer Insel und als die Prager Stadt bezeichnet. Erst später, durch die Gründung der Kleineren Prager Stadt am linken Moldau-Ufer, der heutigen Kleinsseite, und der Gründung der Neustadt, hat sich die Bezeichnung Altstadt eingebürgert.
Der Vorsteher der Stadt, der Vogt - tschechisch rychtář, siedelte in der Altstädter Rychta in der Havelstadt. Erst im Jahr 1338 hat der tschechische König Jan Luxemburger die Genehmigung zur Errichtung eines Rathauses erteilt. Das Altstädter Rathaus mit einem Turm mit dem Orloj (der astronomischen Uhr) entstand am Alten Markt dem heutigen Altstadtring - Staroměstské námědtí.
Etwa 1310 wurde die Befestigung der Altstadt vollendet. Die Mauern der Altstadt waren 10 bis 12 m hoch und mit Zinnen besetzt. Vor ihr lag ein 15 bis 20 m breiter Zwinger mit niedrigerer Zwingermauer und ein 25 m breiter und 8 m tiefer Graben und Wall mit Palisaden. Etwa alle 60 m standen bis zu 30 m hohe quaderförmige Türme. Die Altstadt hatte insgesamt 13 Tore und Türme.
Der Wassergraben zwischen der Alt- und der 1348 gegründeten Neustadt wurde erst zwischen 1760 und 1781 zugeschüttet, als eine vereinigte Prager Stadtbefestigung des Hradschin, der Altstadt und Neustadt geschaffen wurde. Der Verlauf der Befestigung der Altstadt entspricht annähernd dem der heutigen Straßen Revoluční, Na příkopě (Am Graben), 28. října (28.Oktober) und Národní třida (National-Straße).
An der östlichen Seite der Altstadt entstand unter dem König Václav IV. (Sohn Karl IV.) der Königshof am heutigen Platz der Republik, in den er 1383 einzog und der jetzt als Residenz der böhmischen Herrscher diente. Erst der König Vladislav II. siedelte dann 1484 wegen religiösen Unruhen zurück auf die Prager Burg über.
1784 wurden die Prager Städte - Hradschin, Kleinseite, Altstadt und die Neustadt - zur Königlichen Haupstadt Prag vereinigt.
Um die Altstadt näher zu erkunden, finden Sie hier Vorschläge für 5 Spazierwege die Sie zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt bringen:
* Altstadtring - Rundgang über den ältesten Platz der Stadt, Besichtigung des Altstädter Rathauses mit dem Orloj - astronomische Uhr, des früheren Handelhofes Týn bzw. Ungelt und der Teyn-Kirche.
* Havelstadt - Rundgang innerhalb und entlang der früheren Altstadtbefestigung zum Obstmarkt mit dem Stände-Theater und der Karlsuniversität, zu dem seit 1230 bestehenden Havel-Markt und der Hlg.Havel-Kirche, zum Kohlemarkt und zu der Hlg.Martin in der Wand-Kirche.
* Marienplatz und Klementinum - der größte Gebäudekomplex mit 5 Innenhöfen auf dem rechten Moldau-Ufer mit Jesuiten-Kolleg, mit der Nationalbibliothek, mit dem Astronomischen Turm und der Spiegelkapelle, Besichtigung des Altstädter Brücken-Turmes und Novotný-Lávka, die früheren altstädter Mühlen.
* Agnes-Kloster - Spaziergang durch das Haštal-Viertel mit der Hlg.Haštal-Kirche zum Agnes-Kloster, gegründet von der Schwester des tschechischen Königs Václav I.
* Anna- und Betlehem-Viertel - ein Spaziergang durch die Gassen der Altstadt und zur Betlehem-Kapelle, dem Wirkungsort des tschechischen Reformators Jan Hus.
Spaziergang durch die, von der Altstadt umschlossenen Josefov - Jüdische Stadt, wird unter einem eigenem Menüpunkt beschrieben.